Josephine Bonnet - La Petite Volte, Videostills

05.02. - 06.03.99


Die Ausstellung von Josephine Bonnet zeigt im Untergeschoß die Diainstallation La Petite Volte sowie die Videoinstallation Japanese Box. Im Obergeschoß sind verschiedene Videostills zu sehen. Alle hier gezeigten Werke entstanden nach eigenen Inszenierungen und Alltagsszenen, welche die Künstlerin selbst mit der Videokamera filmte. Dieses Medium ermöglicht es Josephine Bonnet, Augenblicke eines Prozesses festzuhalten und sie dem Betrachter, gelöst aus ihrem ursprünglichen Kontext, vorzuführen.

In ihren Videostills extrahiert Josephine Bonnet einen Moment aus dem Ablauf der gefilmten Inszenierung und läßt ihn, obgleich jederzeit austauschbar, für sich selbst sprechen. Gleichzeitig wird dem Betrachter der den einzelnen Werken zugrundeliegende Prozeßcharakter bewußt vor Augen geführt. Obwohl immer nur der Augenblick dargestellt ist, so wird doch deutlich, daß ihm Ereignisse vorausgehen und daß diese über das Jetzt hinaus unendlich weitererlebt werden können. Indem der Betrachter die einzelnen Momentaufnahmen immer neu und jedesmal anders zu Sequenzen aneinanderreiht, erfährt er, daß die Werke ihm keine konkrete Antwort, das heißt kein Ende, vorgeben können und wollen. In dieser Hinsicht unterschieden sich die Arbeiten Josephine Bonnets von den konkreten, ausgefeilt inszenierten und zeitlich eng umrissenen fotografischen Werken Cindy Shermans, auf die sie in ihrem Videostill Don’t be afraid of Cindy unmittelbar Bezug nimmt.

Ebenso wie in den Videostills, so kommt auch in der Diainstallation La Petite Volte der Prozeßcharakter deutlich zum Ausdruck. Hier werden Diapositive von Videostills wieder zu bewegten Bildern im weiteren Sinne. Die dort gezeigten Momentaufnahmen werden nebeneinander immer wieder neu angeordnet, was dem Betrachter erlaubt, ihre Zusammenhänge in unendlich verschiedenartiger Weise für sich selbst neu zu definieren. Durch eine Projektion mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten entstehen neue, zufällige Assoziationen, die weniger Inhalt als vielmehr Stimmung in der Annäherung an das Mysterium des unendlich Versteh- und Kombinierbaren vermitteln wollen.

Diese Idee steht auch hinter den Textfragmenten, welche Teil des Videostills mit dem Titel Domino sowie der Diainstallation sind. Die Textfragmente beschreiben das Dia nicht. Bild und Text existieren, obwohl in Zusammenhang gebracht, unabhängig voneinander. Sie konkretisieren das Dargestellte jedoch auf einer zweiten, höheren Ebene, indem sie beide offene Situationen und Sequenzen von Augenblicken umschreiben. Auch in der Kombination von Bild und Text strebt die Künstlerin nach Unendlichkeit, denn würden die Textfragmente zu sehr beschreiben, so könnte die Assoziationskette nicht weiterlaufen, die Sequenzen würden angehalten und es gäbe ein konkretes Ende. Der Prozeß der unendlichen Gedankenketten wäre aufgehoben. In der Wahl ihrer Hauptdarstellerin, die in allen Werken in Erscheinung tritt, möchte Josephine Bonnet sich ebenfalls nicht festlegen lassen. Selbst wenn der Betrachter hier die Person der Künstlerin zu erkennen glaubt, so zeigt diese hier nie ihr eigenes Ich, sondern spielt die Hauptrolle in ihrer Inszenierung, in der sie gleichzeitig Regisseurin und Kamerafrau ist.

In der Videoinstallation Japanese Box verbindet Josephine Bonnet die unterschiedlichen Prozeßcharaktere von Videostills und Videosequenz, die, endlos und in Zeitlupe abgespielt, dem Betrachter die den Werken der Künstlerin eigene Unendlichkeitsvorstellung vor Augen führt. Josephine Bonnet hat an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe und bei O. H. Hajek studiert. Nach erfolgreichem Abschluß des Studiums erhielt sie 1997 vom Verein für internationalen Kulturaustausch Künstlerwege e.V. in Stuttgart ein Rußlandstipendium. Sie war Meisterschülerin von Stephan Balkenhol und arbeitet seit Oktober 1998 in Karlsruhe als freischaffende Künstlerin.

Nach mehreren Ausstellungsbeteiligungen unter anderem in Amsterdam, Frankfurt, Karlsruhe und Bruchsal, ist dies die erste Einzelausstellung der Künstlerin.

Einführung und Text: Michaela Maier



Wir danken der Firma realTech, Walldorf, der Firma Gelin, Leimen, dem Mannheimer Kunstverein sowie Christine Breitschopf von der Gemeindebücherei Dossenheim für deren Unterstützung dieser Ausstellung.